Praxisbeispiel (Shredder, 15 kW, DIN 5482 A70×78):
Eine Antriebswelle bricht wiederholt am Ende der Vielkeilverzahnung.
Ursache ist die Kombination aus Kerbwirkung, Biegung und Stoßmomenten,
da keine elastische Kupplung vorhanden ist.
1) Kurzdiagnose
- Motor: 15 kW @ 1465 rpm, Getriebe i = 90,9 → nout ≈ 16 rpm
- Verzahnung: DIN 5482 A70×78 (vorgegeben)
- Werkstoff: 42CrMo4 – nitriert & angelassen (550–700 HV)
- Lagerung: 140 mm bis Verzahnung / 1266 mm zwischen Lagern
- Kern-Ø: 63,4 mm | Schulter-r: 0 mm | Eingriff: 64 mm
2) Drehmoment- und Spannungsabschätzung
T = 9550 · P / n = 9550 · 15 / 16,1 ≈ 8,9 kNm
Mit Stoßfaktor 2–3 → Tpeak ≈ 18–27 kNm.
τ = 16 · T / (π · d³) bei d = 63,4 mm → τnom ≈ 178 MPa, τpeak ≈ 355–530 MPa → Bruch plausibel.
3) Geometrische Abhilfe (bei beibehaltener DIN 5482 A70×78)
- Freistich nach DIN 509-E: r = 4 mm, b = 12–14 mm (Kanten 0,2–0,5 mm)
- Schulterradius rₛ = 4–5 mm
- Zahnende auslaufend + leichte Flanken-Crowning
- Eingriffslänge Lₑ = 75–85 mm wenn Bauraum vorhanden
4) Randzone & Oberfläche
- Nitridieren: Hotspot maskieren oder nachbearbeiten
- Shot-Peening: Almen A 0,10–0,14 (100–200 %)
- Rauheit: Rz ≤ 10 µm, Zahnenden gratfrei
5) Fazit
Die Kombination aus Freistich r = 4 mm, Schulterradius rₛ ≈ 5 mm und rampenförmigem Zahnendauslauf reduziert Spannungsspitzen signifikant.
Mit zusätzlicher elastischer Kupplung oder verkürztem Lagerabstand steigt die Lebensdauer der Welle deutlich.
FAQ
Kann ich DIN 5482 beibehalten?
Ja – Freistich und Schulterradius reichen zur Entschärfung des Hotspots aus.
Wie stark wirkt ein größerer Kern-Ø?
+10 % Ø senkt τ um ≈ 27 %. Wenn nicht möglich, helfen Freistich und Radius am meisten.
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