Einordnung & Praxisproblem
In der Konstruktion und Fertigung von Schweißkonstruktionen ist die präzise Kommunikation zwischen Zeichnung und Werkstatt entscheidend. Schweißnahtsymbole auf technischen Zeichnungen sind mehr als reine Konvention – sie sichern die Fertigungsqualität, vermeiden Nacharbeit und reduzieren Missverständnisse zwischen Konstruktion, Arbeitsvorbereitung und Schweißer.
Typische Missverständnisse entstehen häufig durch:
- Verwechslung von Pfeilseite und Gegenseite: Falsche Interpretation führt zu Nähten am falschen Bauteil oder auf der falschen Seite.
- Unklare Maßangaben: Wird das a-Maß (Nahtdicke) oder z-Maß (Spaltmaß) benötigt? Fehlende oder falsche Angaben kosten Zeit.
- Überladene oder unvollständige Bezeichnungen: Zu viele Details verwirren, zu wenige führen zu Rückfragen.
- Normabweichungen: Hausstandards weichen von der DIN EN ISO 2553 ab – ohne Dokumentation im Unternehmen.
Eine systematische und normgerechte Schweißnahtbezeichnung sorgt für klare Verhältnisse. Dieser Leitfaden richtet sich an Konstrukteure, Fertigungsplaner und Qualitätsingenieure in KMU, die ihre Zeichnungen praxissicher und nachvollziehbar gestalten wollen.
Normen-Überblick: Kurz und praxisnah
Die wichtigsten Normen für die Schweißnahtbezeichnung im Maschinenbau sind:
DIN EN ISO 2553 – Schweißnahtdarstellung auf Zeichnungen
Diese Norm definiert die symbolische Darstellung von Schweißnähten in technischen Zeichnungen. Sie regelt Aufbau, Positionierung und Bedeutung der Bezugs- und Ergänzungslinien, Grundsymbole für verschiedene Nahtarten sowie die Angabe von Maßen, Längen und Zusatzinformationen. Die aktuelle Ausgabe ist maßgeblich für die normgerechte Kommunikation zwischen Konstruktion und Fertigung.
DIN EN ISO 4063 – Prozessnummern für Schweißverfahren
Diese Norm stellt eine standardisierte Nummerierung der Schweißverfahren bereit (z. B. 135 für Metall-Aktivgas-Schweißen/MAG, 141 für Wolfram-Inertgas-Schweißen/WIG, 111 für Lichtbogenhandschweißen). Die Angabe der Prozessnummer in der Schweißnahtbezeichnung ist optional, kann aber die Fertigung präzisieren – insbesondere bei komplexen Bauteilen oder WPS-Vorgaben (Welding Procedure Specification).
Unternehmensrichtlinien und WPS
Viele Unternehmen ergänzen die Normen durch interne Richtlinien oder Schweißanweisungen (WPS). Diese können zusätzliche Anforderungen an Nahtvorbereitung, Schweißfolge oder Nachbehandlung enthalten. Wichtig: Die Norm gibt den Rahmen vor – unternehmensspezifische Ergänzungen sollten dokumentiert und für alle Beteiligten zugänglich sein.
Systematik der Schweißnahtbezeichnung
Die Schweißnahtbezeichnung basiert auf einem klar strukturierten System aus Bezugs- und Ergänzungslinien, Grundsymbolen, Maßangaben und optionalen Zusatzsymbolen. Das Verständnis dieses Aufbaus ist Grundlage für die sichere Anwendung in der Praxis.
Bezugs- und Ergänzungslinie
Die Bezugslinie ist die durchgezogene horizontale Linie, an der die Schweißnahtsymbole angetragen werden. Sie ist das Rückgrat der Schweißnahtbezeichnung.
Die Ergänzungslinie verläuft parallel zur Bezugslinie, meist gestrichelt oder oberhalb. Sie kennzeichnet die Gegenseite der Naht (die dem Pfeil abgewandte Seite).
Aufbau und Leserichtung:
- Ein Pfeil zeigt auf die Stoßstelle oder die Schweißnaht.
- Die Seite, auf die der Pfeil zeigt, heißt Pfeilseite.
- Die gegenüberliegende Seite heißt Gegenseite.
- Symbole auf der Bezugslinie beziehen sich auf die Pfeilseite.
- Symbole auf der Ergänzungslinie beziehen sich auf die Gegenseite.
Maß- und Zusatzangaben werden in festgelegter Reihenfolge links und rechts der Symbole notiert. Die korrekte Position ist entscheidend für die eindeutige Interpretation.
Pfeilseite vs. Gegenseite
Die Unterscheidung zwischen Pfeilseite und Gegenseite ist zentral für die korrekte Interpretation der Schweißnahtbezeichnung.
Pfeilseite: Die Bauteilseite oder Fläche, auf die der Pfeil der Bezugslinie direkt zeigt. Alle Symbole auf der durchgezogenen Bezugslinie beziehen sich auf diese Seite.
Gegenseite: Die dem Pfeil abgewandte Seite des Bauteils. Symbole auf der Ergänzungslinie (gestrichelt oder parallel versetzt) beziehen sich auf die Gegenseite.
Merkhilfe: Pfeil = Pfeilseite. Alles, was auf der Bezugslinie steht, gilt für die Pfeilseite. Alles auf der Ergänzungslinie gilt für die Gegenseite.
Grundsymbole: Die wichtigsten Nahtarten
Grundsymbole beschreiben die Form und Art der Schweißnaht. Sie werden auf der Bezugs- oder Ergänzungslinie platziert. Hier eine Übersicht der gebräuchlichsten Symbole:
| Nahtart | Symbol | Anwendung |
|---|---|---|
| Kehlnaht | Dreieck (rechtwinklig) | T-Stöße, Überlappverbindungen, Rahmen |
| Stumpfnaht (I) | Rechteck | Stumpfstoß ohne Fase, dünne Bleche |
| V-Naht | V-Form | Einseitige Fase, dickere Bleche |
| X-Naht | Doppel-V (beidseitig) | Beidseitige Fase, dicke Bleche, symmetrische Belastung |
| U-Naht | U-Form | Einseitige U-Fase, sehr dicke Bleche, weniger Schweißgut |
| J-Naht | J-Form (halbes U) | Asymmetrische Verbindungen, einseitig zugänglich |
Zusatzsymbole & Modifikatoren
Zusatzsymbole erweitern die Grundsymbole und präzisieren die Anforderungen an die Schweißnaht. Sie werden direkt am oder über dem Grundsymbol platziert.
Häufig verwendete Zusatzsymbole:
- Durchgeschweißt: Kleiner Kreis oder gefüllter Punkt am Ende des Symbols. Bedeutet: Die Naht muss vollständig durchschweißen, keine Bindefehler.
- Nicht durchgeschweißt: Offenes Symbol ohne Zusatz. Die Naht muss nicht durch das gesamte Bauteil reichen.
- Allseitig/Umlaufend: Kreis um die Bezugslinie am Knick zum Pfeil. Die Naht läuft um das gesamte Bauteil herum.
- Vor Ort (Montagenaht): Kleine Flagge am Ende der Bezugslinie. Die Naht wird erst nach der Montage ausgeführt.
- Sichtnaht: Zusatzsymbol oder Vermerk (z. B. „geschliffen“, „sichtbar“). Oberflächenqualität ist entscheidend.
- Zwischenlage/Heftnaht: Zusatzsymbol, das auf temporäre oder vorbereitende Nähte hinweist.
Die Kombination von Grund- und Zusatzsymbolen ermöglicht es, komplexe Anforderungen kompakt darzustellen. Wichtig ist, dass alle Beteiligten die im Unternehmen verwendeten Zusatzsymbole kennen und einheitlich interpretieren.
Maß- und Längenangaben
Maßangaben konkretisieren die geometrischen Anforderungen an die Schweißnaht. Sie werden direkt an der Bezugs- oder Ergänzungslinie notiert.
Die wichtigsten Maßangaben:
- a-Maß: Nahtdicke bei Kehlnähten (Schenkellänge des gleichschenkligen Dreiecks). Angabe in mm, z. B. „a5″ = 5 mm Nahtdicke.
- z-Maß: Spaltmaß bei Stumpfnähten (Abstand zwischen den zu verschweißenden Bauteilen vor dem Schweißen). Angabe in mm, z. B. „z2″ = 2 mm Spalt.
- s: Blechdicke oder Nahttiefe (seltener direkt angegeben, meist aus Zeichnung ersichtlich).
- Nahtlänge: Länge der einzelnen Schweißnaht in mm, z. B. „100″ = 100 mm lange Naht.
- Teilung: Abstand zwischen den Anfängen aufeinanderfolgender Nähte bei unterbrochenen Nähten, z. B. „100–200″ = 100 mm Nahtlänge, 200 mm Teilung (100 mm Naht, 100 mm Pause).
- Anzahl: Anzahl der Einzelnähte, z. B. „6 ד = sechs Nähte gleicher Art.
Schreibweise: Die Maßangaben folgen dem Grundsymbol in festgelegter Reihenfolge: „a6 100–200″ bedeutet: Nahtdicke 6 mm, Nahtlänge 100 mm, Teilung 200 mm.
Oberflächen- und Nachbehandlungssymbole
Oberflächenanforderungen an Schweißnähte werden durch spezielle Symbole oder Vermerke gekennzeichnet. Diese sind besonders wichtig bei Sichtnähten, Dichtheitsprüfungen oder mechanisch hoch belasteten Verbindungen.
Typische Oberflächensymbole:
- Geschliffen/plan: Symbol für mechanische Nachbearbeitung, z. B. flach geschliffene Oberfläche. Notation: Zusatzsymbol oder Vermerk „geschliffen“.
- Anfasen/V-Fase vorbereiten: Angabe der Fasenwinkel und -tiefe direkt am Symbol.
- Konvex/konkav: Form der Nahtoberfläche (Überhöhung oder Einzug). Relevant für Kraftfluss und Kerbwirkung.
- Sichtnaht: Besondere Oberflächenqualität erforderlich. Oft kombiniert mit Zusatz „geschliffen“ oder „Klasse A“.
Die Nachbehandlung sollte klar angegeben werden, um Missverständnisse zu vermeiden. Wenn keine besonderen Anforderungen bestehen, genügt das Grundsymbol ohne Zusatz.
Prozesskennzahlen nach ISO 4063 (optional)
Die Angabe des Schweißverfahrens kann die Fertigung präzisieren und ist bei WPS-gebundenen Konstruktionen sinnvoll. Die ISO 4063 definiert dreistellige Kennzahlen für alle gängigen Schweißverfahren.
Häufig verwendete Prozesskennzahlen:
| Kennzahl | Verfahren | Kurzbezeichnung |
|---|---|---|
| 111 | Lichtbogenhandschweißen | E-Hand |
| 131 | Metall-Inertgas-Schweißen | MIG |
| 135 | Metall-Aktivgas-Schweißen | MAG |
| 141 | Wolfram-Inertgas-Schweißen | WIG |
| 311 | Gasschweißen | Autogen |
Die Prozesskennzahl wird meist am Ende der Schweißnahtbezeichnung notiert, z. B. „a6 / 135″ = Kehlnaht 6 mm, MAG-Verfahren. Die Angabe ist optional und wird häufig nur bei kritischen oder qualifizierten Schweißverbindungen verwendet.
Schritt-für-Schritt: So beschriftest du eine Schweißnaht korrekt
Die normgerechte Schweißnahtbezeichnung folgt einem klaren Ablauf. Mit dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung stellst du sicher, dass deine Zeichnungen eindeutig und fertigungssicher sind.
-
Nahtart wählen
Bestimme zunächst die Art der Verbindung: Handelt es sich um eine Kehlnaht (T-Stoß, Überlappung), eine Stumpfnaht (Bleche liegen bündig) oder eine Fase (V, X, U, J)? Wähle das passende Grundsymbol. -
Pfeil- und Gegenseite festlegen
Platziere den Pfeil so, dass er auf die Seite zeigt, auf der die Naht ausgeführt wird (Pfeilseite). Liegt die Naht auf der Gegenseite, wird das Symbol auf der Ergänzungslinie (gestrichelt) eingetragen. Bei beidseitigen Nähten werden beide Linien verwendet. -
Maße definieren: a/z/s, Länge, Teilung
Trage die relevanten Maße ein:- a-Maß für Kehlnähte (z. B. a6 = 6 mm)
- z-Maß für Spaltmaß bei Stumpfnähten (z. B. z2 = 2 mm Spalt)
- Nahtlänge und Teilung bei unterbrochenen Nähten (z. B. 100–200 = 100 mm Naht, 200 mm Teilung)
- Anzahl bei mehreren identischen Nähten (z. B. 6 × 100–200)
-
Zusatzzeichen und Prozess ergänzen
Füge Zusatzsymbole hinzu, falls erforderlich:- Durchgeschweißt (gefüllter Kreis)
- Umlaufend (Kreis um die Bezugslinie)
- Sichtnaht / geschliffen (Vermerk oder Symbol)
- Prozesskennzahl nach ISO 4063 (optional, z. B. 135 für MAG)
-
Lesbarkeit und Kollisionsprüfung
Prüfe, ob die Bezeichnung lesbar ist, nicht mit anderen Bemaßungen kollidiert und eindeutig interpretiert werden kann. Vermeide überladene oder unklare Angaben. Wenn nötig, nutze mehrere Bezugslinien für komplexe Bauteile.
Praxisbeispiele mit Skizzen
Die folgenden Beispiele zeigen typische Schweißnahtbezeichnungen in der Praxis. Sie verdeutlichen den Aufbau und die Interpretation der Symbole.
Beispiel 1: T-Stoß mit beidseitiger Kehlnaht
Anforderung: T-förmige Verbindung, Kehlnaht auf beiden Seiten, Nahtdicke a = 6 mm, durchgehend geschweißt über 120 mm Länge.
Bezeichnung: Auf der Bezugslinie steht das Kehlnahtsymbol mit a6 (Pfeilseite), auf der Ergänzungslinie ebenfalls a6 (Gegenseite). Optional kann die Länge 120 angegeben werden.
Beispiel 2: Stumpfnaht mit V-Fase, durchgeschweißt und geschliffen
Anforderung: Zwei Bleche stumpf aneinander, V-Fase einseitig, durchgeschweißt, sichtbare Oberfläche plan geschliffen.
Bezeichnung: V-Nahtsymbol auf Bezugslinie, z2 (Spaltmaß 2 mm), durchgeschweißt (gefüllter Kreis), geschliffen (Linie oder Vermerk „plan“).
Beispiel 3: Rahmenkonstruktion mit mehreren Nähten
Anforderung: Rahmen mit mehreren Kehlnähten, teilweise unterbrochen, unterschiedliche Seiten. Nahtdicke variiert je nach Belastung.
Bei komplexen Konstruktionen mit mehreren Nähten ist es sinnvoll, jede Naht einzeln zu bezeichnen. Verwende mehrere Bezugslinien, um Überlappungen zu vermeiden. Achte darauf, dass jeder Pfeil eindeutig auf die zugehörige Naht zeigt.
Häufige Fehler und wie du sie vermeidest
Selbst erfahrene Konstrukteure machen gelegentlich Fehler bei der Schweißnahtbezeichnung. Hier sind die häufigsten Stolperfallen und wie du sie umgehst:
| Fehler | Auswirkung | Lösung |
|---|---|---|
| Verwechslung Pfeil-/Gegenseite | Naht wird auf falscher Seite ausgeführt | Pfeil immer bewusst setzen. Merkhilfe: Pfeil = Pfeilseite. Bei Unsicherheit: Skizze anfertigen. |
| Falsche a-/z-Angaben | Naht zu dick/dünn, Spalt falsch | a-Maß für Kehlnähte, z-Maß für Stumpfnähte. Immer prüfen: Passt das Maß zur Nahtart? |
| Unklare Teilungsangaben | Schweißer weiß nicht, wo Naht beginnt/endet | Format „Länge–Teilung“ einhalten (z. B. 100–200). Bei durchgehenden Nähten keine Längenangabe. |
| Überladene Bezeichnungen | Verwirrung, Zeitverlust, Fehlerquellen | Nur fertigungsrelevante Angaben eintragen. Zusatzinfos in Tabelle oder WPS auslagern. |
| Fehlende Zusatzsymbole | Naht nicht durchgeschweißt, obwohl erforderlich | Checkliste nutzen: Durchschweißung? Sichtnaht? Umlaufend? Zusatzsymbole konsequent setzen. |
| Symbol auf falscher Linie | Naht wird auf Gegenseite statt Pfeilseite ausgeführt | Bezugslinie = Pfeilseite (durchgezogen), Ergänzungslinie = Gegenseite (gestrichelt). Immer prüfen. |
Checkliste und Quick-Reference
8-Punkte-Check vor dem Freigeben der Zeichnung
Nutze diese Checkliste, um deine Schweißnahtbezeichnungen systematisch zu prüfen:
- Nahtart korrekt? Passt das Grundsymbol zur Verbindung (Kehlnaht, Stumpfnaht, V/X/U/J)?
- Pfeilseite eindeutig? Zeigt der Pfeil auf die richtige Bauteilseite?
- Symbol auf richtiger Linie? Bezugslinie für Pfeilseite, Ergänzungslinie für Gegenseite?
- Maße vollständig? a-Maß (Kehlnaht) oder z-Maß (Stumpfnaht) angegeben?
- Länge/Teilung klar? Bei unterbrochenen Nähten: Format „Länge–Teilung“ verwendet?
- Zusatzsymbole gesetzt? Durchgeschweißt? Umlaufend? Geschliffen? Sichtnaht?
- Lesbarkeit gegeben? Keine Überlappungen mit Bemaßung oder anderen Symbolen?
- Dokumentation vorhanden? WPS, Unternehmensrichtlinien, Tabellen im Zeichnungssatz verfügbar?
Mini-Legende: Die wichtigsten Symbole auf einen Blick
| Symbol | Bedeutung | Anwendung |
|---|---|---|
| Dreieck (rechtwinklig) | Kehlnaht | T-Stöße, Überlappverbindungen |
| Rechteck | Stumpfnaht (I) | Stumpfstoß ohne Fase |
| V-Form | V-Naht | Einseitige Fase |
| Doppel-V | X-Naht | Beidseitige Fase |
| Gefüllter Kreis | Durchgeschweißt | Naht durchdringt gesamtes Bauteil |
| Kreis um Bezugslinie | Umlaufend | Naht läuft um gesamtes Bauteil |
| Linie über Symbol | Geschliffen | Oberfläche plan nachbearbeitet |
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Was ist die Pfeilseite?
Die Pfeilseite ist die Bauteilseite oder Fläche, auf die der Pfeil der Bezugslinie direkt zeigt. Alle Schweißnahtsymbole, die auf der durchgezogenen Bezugslinie stehen, beziehen sich auf diese Seite. Die Pfeilseite ist immer eindeutig durch die Pfeilrichtung definiert.
Wann verwende ich das a-Maß und wann das z-Maß?
a-Maß: Nahtdicke bei Kehlnähten. Es gibt die Schenkellänge des gleichschenkligen Dreiecks an (z. B. a5 = 5 mm Nahtdicke).
z-Maß: Spaltmaß bei Stumpfnähten. Es beschreibt den Abstand zwischen den zu verschweißenden Bauteilen vor dem Schweißen (z. B. z2 = 2 mm Spalt).
Faustregel: a für Kehlnähte, z für Stumpfnähte.
Wie gebe ich Nahtlänge und Teilung an?
Bei unterbrochenen Schweißnähten wird die Länge der Einzelnaht und die Teilung (Abstand zwischen den Anfängen aufeinanderfolgender Nähte) im Format „Länge–Teilung“ angegeben.
Beispiel: „100–200″ bedeutet: 100 mm Naht, 200 mm Teilung (also 100 mm Naht, 100 mm Pause, nächste Naht beginnt).
Bei durchgehenden Nähten entfällt die Längenangabe.
Wie kennzeichne ich geschliffene Sichtnähte?
Geschliffene Sichtnähte werden durch ein Zusatzsymbol (meist eine horizontale Linie über dem Grundsymbol) oder durch den Vermerk „geschliffen“ bzw. „plan“ gekennzeichnet. Alternativ kann in der Zeichnung auf eine Oberflächenklasse verwiesen werden (z. B. „Klasse A nach WPS“).
Wichtig: Die Anforderung muss eindeutig sein, damit der Schweißer weiß, welche Nachbehandlung erforderlich ist.
Wie notiere ich den Schweißprozess?
Der Schweißprozess wird optional durch die dreistellige Kennzahl nach ISO 4063 angegeben, z. B. 135 für MAG (Metall-Aktivgas-Schweißen), 141 für WIG (Wolfram-Inertgas-Schweißen) oder 111 für E-Hand (Lichtbogenhandschweißen).
Die Kennzahl wird meist am Ende der Schweißnahtbezeichnung notiert, z. B. „a6 / 135″. Die Angabe ist fakultativ und wird vor allem bei WPS-gebundenen oder kritischen Verbindungen verwendet.
Quellen und weiterführende Hinweise
Die in diesem Artikel dargestellten Inhalte basieren auf den folgenden Normen und Quellen:
- DIN EN ISO 2553: Schweißen und verwandte Verfahren – Symbolische Darstellung in Zeichnungen – Schweißverbindungen (aktuelle Ausgabe beachten).
- DIN EN ISO 4063: Schweißen und verwandte Verfahren – Liste der Verfahren und Ordnungsnummern.
- Deutscher Verband für Schweißen und verwandte Verfahren e. V. (DVS): Merkblätter, Richtlinien und Schulungsmaterialien zu Schweißnahtkonstruktion und -darstellung.
- International Institute of Welding (IIW): Internationale Richtlinien und Empfehlungen für Schweißverbindungen.
- VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau): Branchenspezifische Leitfäden und Anwendungshinweise.
- Hersteller-Anwendungsblätter: Technische Dokumentationen von Schweißzusatzstoff- und Anlagenherstellern (z. B. Linde, EWM, Fronius).
Weiterführende Informationen auf dswerk.de:
- Ebenheitstoleranzen – Praxisleitfaden → /toleranzen/ebenheit/
- Werkstoffwahl im Maschinenbau → /werkstoffe/werkstoffwahl/
- Zeichnungsnormen – ISO 8015 kurz erklärt → /zeichnungen/iso-8015/
- Kategorie-Hub „Grundlagen des Maschinenbas“ → /grundlagen-theorie/
Zusammenfassung
Die normgerechte Schweißnahtbezeichnung nach DIN EN ISO 2553 ist ein unverzichtbares Werkzeug für die eindeutige Kommunikation zwischen Konstruktion und Fertigung. Mit den richtigen Kenntnissen über Bezugs- und Ergänzungslinien, Grundsymbole, Maßangaben und Zusatzzeichen lassen sich Schweißnähte präzise und fertigungssicher beschreiben.
Die wichtigsten Punkte im Überblick:
- Unterscheide klar zwischen Pfeilseite und Gegenseite – der Pfeil zeigt immer auf die Pfeilseite.
- Verwende das a-Maß für Kehlnähte (Nahtdicke) und das z-Maß für Stumpfnähte (Spaltmaß).
- Trage Länge und Teilung bei unterbrochenen Nähten im Format „Länge–Teilung“ ein.
- Setze Zusatzsymbole konsequent (durchgeschweißt, umlaufend, geschliffen).
- Nutze die 8-Punkte-Checkliste vor dem Freigeben der Zeichnung.
- Vermeide Überladung – nur fertigungsrelevante Angaben eintragen.
Mit dieser Anleitung bist du in der Lage, Schweißnahtbezeichnungen sicher und normgerecht zu erstellen. Die Investition in präzise Zeichnungen zahlt sich in Form von weniger Rückfragen, kürzeren Fertigungszeiten und höherer Qualität aus.
Fragen zur Umsetzung in euren Zeichnungsrichtlinien?
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Hinweis: Dieser Artikel wurde nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Die Inhalte dienen der praxisnahen Erklärung und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für verbindliche Auskünfte konsultiere bitte die jeweils gültige Normausgabe und die technischen Richtlinien deines Unternehmens. Annahmen und Vereinfachungen wurden zugunsten der Verständlichkeit getroffen und entsprechen der gängigen Praxis im Maschinenbau.
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